Kurfürst Friedrich der Weise (1463–1525) ließ die Wittenberger Schlosskirche ab 1496 für seine neue Wittenberger Residenz durch den Baumeister Konrad Pflüger im Stile der sächsischen Spätgotik errichten. Bereits vor ihrer Fertigstellung wurde sie 1503 als „Allerheiligenkirche“ geweiht.
Der Kurfürst stattete die Schlosskirche mit Skulpturen und insgesamt 26 Altären aus, von denen 15 auf den Emporen standen. Die Altarbilder wurden von führenden europäischen Künstlern ihrer Zeit wie Albrecht Dürer, Jacopo de’ Barbari, Hans Burgkmair und Lucas Cranach d. Ä. geschaffen. Viele dieser Kunstwerke wurden im Zuge der Reformation entfernt und sind nur noch aus Beschreibungen bekannt.
Mit der Schlosskirche schuf der Kurfürst eine bedeutende Wallfahrtskirche für die damals verbreitete Heiligenverehrung und einen sakralen Mittelpunkt für sein Land. Mit ihrer prächtigen Ausstattung demonstrierte er den Rang seiner neuen Wittenberger Residenz.
Nach den Zerstörungen des Siebenjährigen Krieges 1760 erfolgte eine barocke Neugestaltung des Inneren der Kirche, die nach nochmaligen Zerstörungen 1814 während der Befreiungskriege vereinfacht wiederhergestellt wurde. 1815 wurde die Kirche dem neugegründeten Evangelischen Predigerseminar zur Nutzung übergeben, das sie bis heute als Ausbildungskirche nutzt.
Anlässlich von Luthers 400. Geburtstag 1883 begann unter Friedrich Adler (1827–1908) eine Umgestaltung im Stile der Neogotik zu einem „Denkmal der Reformation“. Das umfangreiche Bildprogramm der neu geschaffenen Kunstwerke (u. a. 52 Adelswappen, 12 Fensterbilder sowie 9 Standbilder und 22 Medaillons) sollte an bedeutende protestantische Städte bzw. Persönlichkeiten erinnern und die Reichseinheit symbolisieren. Die Schlosskirche wurde auf diese Weise eine Gedenkstätte der Reformation. Am 31. Oktober 1892 wurde sie in Anwesenheit Kaiser Wilhelms II. geweiht. Im Vorfeld des 500. Jubiläums des Thesenanschlags 2017 erfolgte eine umfassende Sanierung des Gotteshauses, wonach die Kirche vom Land Sachsen-Anhalt an die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) übereignet wurde.
Die Schlusssteine des 1506 vollendeten kunstvollen, spätgotischen Netzgewölbes zeigten die Standeswappen des Bauherren als Kurfürst und Erzmarschall des Reiches (Kurschwerter), als Herzog (sächsische Raute) sowie als Besitzer zahlreicher Einzelherrschaften, darunter die Markgrafschaft Meißen, die Landgrafschaft Thüringen und die Grafschaft Altenburg. Das Gewölbe wurde im Siebenjährigen Krieg (1760) durch Preußischen Kanonenbeschuss zerstört und danach durch eine schlichte Holzdecke ersetzt.
Friedrich der Weise unterhielt eine der bedeutendsten Hofkapellen im Heiligen Römischen Reich, die auch bei kirchlichen Anlässen auf der Musikerempore spielte. 1503 bestand sie aus acht Trompetern, je einem Zinkenisten und Lautenisten, zwei Pfeifern und einem Pauker nebst Trommelknecht. Daneben gab es ein großes Vokalensemble für die geistliche Musik, die von berühmten Kapellmeistern wie Adam von Fulda und Adam Rener geleitet wurde.
Auf der Empore standen zudem zwei Orgeln, die möglicherweise Werke des aus Südtirol stammenden Orgelbaumeisters Burkhard Dinstlinger und seines Bautzener Altgesellen Blasius Lehmann waren. Wegen akustischer Probleme wurden sie mehrfach umgesetzt. Vermutlich besaßen sie für die Zeit typische Flügeltüren, die mit religiösen Motiven bemalt waren. Ab 1505 hatte Johann Weinmann (um 1477–1542) das Amt des Schlosskirchenorganisten inne. Er unterhielt gute persönliche Beziehungen zu Luther und wurde einer der ersten Anhänger der Reformation.
Die Schlosskirche wurde auch als Universitätskirche genutzt. Die von Kurfürst Friedrich dem Weisen 1502 gegründete Wittenberger Universität war schon früh ein Zentrum des Humanismus. In der Kirche fanden Promotionen statt, hielten Hochschullehrer wie Philipp Melanchthon Vorlesungen und akademische Würdenträger wurden hier beigesetzt. Ob die Vorträge an einem damals typischen Katheder (Lehrkanzel) oder auf der Predigerkanzel durchgeführt wurden, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit sagen.
Das Hauptportal der Schlosskirche wurde von den Universitätsangehörigen zum Anheften von Informationen genutzt. Martin Luther, der als Theologieprofessor an der Wittenberger Universität lehrte, soll hier am 31. Oktober 1517, dem Vorabend von Allerheiligen (dem Fest der Heiligen, nach denen die Kirche benannt war), seine 95 Thesen angeschlagen haben.
Der Zeitpunkt war von Luther geschickt gewählt, denn zum Allerheiligentag herrschte ein großer Andrang von Pilgern, die Ablass erlangen wollten und Opfergelder spendeten. Luther kritisierte diese Praxis in seinen Thesen scharf.
Der Anschlag und die Versendung der 95 Thesen an kirchliche Würdenträger, die in lateinischer Sprache verfasst waren und damit eine akademische Debatte in der Kirche anstoßen sollten, wurde Auslöser der Reformation.
Gegenüber dem Haupteingang befand sich eine steinerne Mariensäule (Englischer Gruß), deren Fundamente bei den Umbauten Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt wurden. Der „Englische Gruß“ zeigt die Szene aus dem Lukasevangelium, in welcher der Erzengel Gabriel der Jungfrau Maria mitteilt, dass sie den Sohn Gottes gebären wird. Umrundet wird die Figurengruppe in der Regel von einem Rosenkranz, Symbol der Jungfräulichkeit Marias. Im Zuge der Reformation wurde die Mariensäue aus der Schlosskirche entfernt. Die Figur des Englischen Grußes wurde üblicherweise nicht ebenerdig, sondern in einer gewissen Höhe über den Gläubigen aufgestellt oder vom Gewölbe her abgehangen.
Die Bildtafeln des sogenannten „Ober Sankt-Veiter Altares“, der heute im Dommuseum in Wien zu besichtigen ist, wurden nach Entwürfen von Albrecht Dürer geschaffen, die malerische Umsetzung erfolgte durch seinen Werkstattmitarbeiter Hans Schäuflin. Es gibt Hinweise, dass dieser Altar für die Wittenberger Schlosskirche geschaffen wurde und dort vor dem Lettnergitter stand.
Ursprünglich befand sich im Ostchor der Schlosskirche vermutlich ein Heiltumsschrank, in dem wertvolle Reliquien aufbewahrt wurden. Zu besonderen kirchlichen Anlässen wurde er für die durch die Kirche geführten Pilger geöffnet. Ein solcher Heiltumsschrank hat sich im Halberstädter Domschatz erhalten. Im Zuge der um 1520 erfolgten Errichtung einer fürstlichen Grablege im Ostchor der Wittenberger Schlosskirche musste der Heiltumsschrank weichen; an seiner Stelle wurde ein Altar mit einem Altaraufsatz von Lucas Cranachs d. Ä. errichtet, das die Dreifaltigkeit thematisierte.
Kurfürst Friedrich der Weise besaß die drittgrößte Reliquiensammlung seiner Zeit und die größte nördlich der Alpen. Sie umfasste u. a. Splitter des Kreuzes Jesu, Stroh aus der Krippe in Betlehem sowie unzählige Knochen von Heiligen. Die Reliquien zogen viele Pilger an, die Angst vor dem Fegefeuer hatten und daher Vorsorge trafen, indem sie Ablass erwarben. Mit ihren Opfergeldern trugen sie zum Betrieb des heiligen Ortes bei: Allein bis zu 10.000 Messen wurden in der Kirche jährlich gelesen, oft auch zu den Nachtstunden.
Einzelne Reliquiare (kostbare Gefäße zur Aufbewahrung der Reliquien) wurden zu jedem größeren Fest auf dem entsprechenden Altar unter Aufsicht der Stiftsherren und Ministranten für die durch die Kirche geführten Besucher ausgestellt. Einmal, später zweimal im Jahr wurden zudem mit vielen tausend Pilgern innerhalb und außerhalb der Kirche sogenannte „Heiltumsweisungen“ durchgeführt. Dafür gab es zwölf „Gänge“ durch die Schlosskirche und es wurde ein hölzernes Gerüst mit einer Empore aufgebaut (vermutlich an einer der Zugangsbrücken des nördlich angrenzenden Schlossgrabens), von der die Stiftsherren als wichtigste Geistliche der Schlosskirche etliche Reliquiare in einer mehrstündigen Zeremonie präsentierten.
Für den einstigen kleinen Westchor der Schlosskirche schuf Lucas Cranach d. Ä. kurz nach seiner Anstellung als Hofmaler im Jahre 1506 ein Altarbild für einen Marienaltar, der auf seinen Seitenflügeln den Fürsten und seinen Bruder mit ihren Schutzpatronen zeigt. Das Altarbild befindet sich heute im Dessauer Georgium.
Vermutlich an der Rückseite des einzigen freistehenden Gewölbepfeilers der Schlosskirche stand ein Allerseelenaltar, den die Bruderschaft der Wittenberger Steinmetze und Maurer 1503 gestiftet hatte. Er wurde von dem Wittenberger Maler Steffan Schmeltzer geschaffen und zeigte vermutlich die Patrone der Bruderschaft: Die heilige Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind sowie die vier Schutzheiligen der Steinmetze und Maurer. Der Altar ist wie ein Großteil der ursprünglichen Ausstattung verlorengegangen.
Friedrich der Weise ließ die Schlosskirche auch durch zahlreiche Skulpturen ausschmücken, die vor allem durch süddeutsche Künstler geschaffen wurden. Dazu zählte das im Siebenjährigen Krieg verbrannte Triumphkreuz, das dem Würzburger Bildhauer Tilmann Riemschneider zugeschrieben wird. Neben dem Kreuz standen Steinfiguren der trauernden Maria und des Johannes von Hans Byldenhawer, die allerdings im Zuge der Reformation entfernt wurden.
Kurfürst Friedrich der Weise wohnte der täglichen Messe, auf einer eigenen Empore (Fürstenloge) bei, die von seinen Privatgemächern aus erreichbar war.
Den theologischen Reformen Martin Luthers stand der Kurfürst zurückhaltend gegenüber. Trotzdem schützte und unterstützte er den Reformator. Die Schwächung der weltlichen Macht der Renaissance-Päpste und der kaiserlichen Zentralgewalt zugunsten der Landesherren hatte für ihn auch politische Vorteile. Erst auf dem Sterbebett soll Friedrich der Weise das Abendmahl auf protestantische Art empfangen haben, was als spätes Bekenntnis zur protestantischen Konfession gewertet wird. Er wurde in der Schlosskirche vor dem Hauptaltar beigesetzt.
Der Altar besteht aus französischem Sandstein und ist in drei Tabernakeltürme aus neugotischem Maßwerk gegliedert. Er wurde nach dem Vorbild des Nürnberger Sebaldus-Grabes von Peter Vischer d. Ä. (um 1455–1529) geschaffen. In der Mitte steht die Figur des Jesus vom Berliner Bildhauer Gerhard Janensch (1860–1933). Sie wird flankiert von Figuren der Apostel Petrus (links) und Paulus (rechts), geschaffen von Carl Dorn (1831–1919). Die acht kleinen Apostelfiguren an den Bogenpfeilern stammen von Richard Grüttner (1854–1919).
Das Fürstengestühl wurde nach Entwürfen des Architekten Friedrich Adler unter Leitung des Wittenberger Bildhauers Wilhelm Lober nach dem Vorbild gotischer Chorgestühle aus Eiche gefertigt. Es wurde 1892 von den deutschen Fürsten protestantischen Bekenntnisses und den drei „freien Städten“ (Lübeck, Hamburg und Bremen) gestiftet, deren Wappen sich an der Rückwand über den Sitzen befinden. Zusammen mit dem „Kaiserstuhl“ wurde das Fürstengestühl speziell für die Wiedereinweihung der Kirche geschaffen.
Der „Kaiserstuhl“ wurde wie das Fürstengestühl speziell für die Wiedereinweihung der Kirche geschaffen. Kaiser Wilhelm II. hat hier nur zu diesem einmaligen Anlass gesessen und repräsentierte das „evangelische Reich“. Der Standort links neben dem Altar symbolisierte die enge Verknüpfung von Kirche und Staat im deutschen Kaiserreich. Der Stuhl zeigt die kaiserlichen Hoheitszeichen: Adler, Standarten und Wappen.
Die Kanzel wurde nach Entwürfen des Architekten Friedrich Adler unter Leitung des Wittenberger Bildhauers Wilhelm Lober nach dem Vorbild gotischer Chorgestühle der spätgotischen Annenkirche in Annaberg (Erzgebirge) aus Eiche gefertigt. Entgegen der Vorlage sind an den Brüstungsfeldern jedoch nicht Heilige, sondern die vier Evangelisten mit ihren Symbolen dargestellt. Darunter sind die Wappen der vier wichtigsten Lutherstädte (Eisleben, Erfurt, Wittenberg und Worms) angebracht.
Das ursprünglich hölzerne Portal, an das Luther im Jahre 1517 die 95 Thesen angeschlagen haben soll, war 1760 durch einen Brand zerstört worden, jedoch blieb das steinerne Gewände mit der Jahreszahl 1499 erhalten. Zur Erinnerung an den Wittenberger Thesenanschlag wurde im Jahre 1858 die sogenannte „Thesentür“ als Geschenk des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. an die Stadt Wittenberg geschaffen. Sie besteht aus Bronze und zeigt den Text der 95 Thesen. Die Entwürfe stammen vom preußischen Staatskonservator Ferdinand von Quast (1807–1877).
Das neogotische Taufbecken ist ein Geschenk des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., denn ab 1826 wurde die Schlosskirche auch von der Wittenberger Militärgemeinde genutzt. Der Entwurf wird dem preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) zugeschrieben. Es ist aus Eisen gegossen und zeigt auf den sechs Seitenfeldern Engel, die Kinder zu Jesus führen und damit auf die Taufe verweisen. Die Frauenfiguren am Ständer des Beckens tragen Kelch, Kind und Anker und verweisen damit auf die biblischen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung nach dem ersten Korintherbrief.
Als eine Neuschöpfung aus dem Jahre 1983 schuf die Hallenser Künstlerin Renate Brömme (1936–2020) die beiden Glasfenster der Europäischen Reformatoren. Mit dieser Stiftung der Evangelischen Kirchen der Union in der DDR zum 500. Geburtstag Martin Luthers sollte auch die internationale Dimension des Protestantismus in der Schlosskirche präsenter gemacht werden. Die Glasmalereien zeigen Persönlichkeiten des 16. Jahrhunderts wie Thomas Cranmar (England), John Knox (Schottland), Gaspard de Coligny (Frankreich) und Matthias Devai (Ungarn), die sich für die Verbreitung der Reformation in Europa eingesetzt haben.
Die Chorfenster der Kirche wurden nach Entwürfen der Maler Willy Döring und Moritz Ehrlich in Anlehnung an Kupferstiche aus Albrecht Dürers „Kleiner Passion“ geschaffen. Sie thematisieren die biblische Geschichte der großen christlichen Feste Weihnachten, Karfreitag, Ostern und Pfingsten. Das mittlere Kreuzigungs-Fenster spielt mit dem Auszug aus dem Römerbrief des Apostels Paulus „Allein durch den Glauben“ auf den Grundgedanken von Luthers Theologie an, dass der Mensch nur im Glauben an die erlösende Kraft des Kreuzestodes Jesu Vergebung, Leben und Seligkeit empfangen kann.
Im Jahre 1891 erhielten die nördlichen und südlichen Fenster der Schlosskirche Glasmalereien mit den Wappen derjenigen Städte, die sich Luthers Ruf zur Reformation anschlossen. Das sogenannte „Mitteldeutsche Fenster“ befindet sich unmittelbar über der Thesentür und zeigt die Stadtwappen der einstigen Preußischen Provinz Sachsen:
links | Mitte | rechts |
Wittenberg Torgau Halle Zeitz Salzwedel Halberstadt |
Eisleben Erfurt Merseburg Naumburg Nordhausen Quedlinburg |
Mansfeld Magdeburg Weißenfels Stendal Mühlhausen Lützen |
Justus Jonas (1493–1555), wichtiger Weggefährte Luthers und Propst der Schlosskirche, übersetzte u. a. zahlreiche lateinische Texte des Reformators und entwarf mit Johannes Bugenhagen eine erste evangelische Gottesdienstordnung.
Johannes Bugenhagen (1448–1558), wichtiger Weggefährte Luthers und Theologe, gilt als Begründer des lutherischen Kirchenwesens im Norden Deutschlands und in Dänemark. Er war langjähriger Wittenberger Stadtpfarrer und Universitätsprofessor.
Der Theologe und Historiker Georg Spalatin (1484–1545) war ab 1514 Hofkaplan und enger Vertrauter vom Kurfürsten Friedrich dem Weisen. Er regelte als solcher die Beziehungen des Kurfürsten zu Luther und förderte diesen.
Johann von Staupitz (1465–1524) war Generalvikar der Augustinereremiten und lernte den jungen Martin Luther 1506 im Augustinerkloster Erfurt auf einer Visitationsreise kennen. Er wurde dessen enger Vertrauter und war 1502 bis 1512 Professor und Dekan der theologischen Fakultät an der Universität Wittenberg.
Johannes Calvin (1509–1564) war ein einflussreicher französischer Theologe, der während der Reformation wirkte und wegen Glaubensverfolgung in die Schweiz fliehen musste. Dort begründete er die nach ihm benannte Bewegung des „Calvinismus“.
Jan Hus (um 1372–1415) war ein böhmischer Theologe und Reformator. Da er sich weigerte, seine reformatorischen Lehren auf dem Konzil von Konstanz (1414–1418) zu widerrufen, wurde er als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Seine Ideen wurden jedoch von der nach ihm benannten Bewegung der Hussiten fortgeführt.
An der Emporenbrüstung der Schlosskirche wurden im Zuge der neugotischen Ausgestaltung die Wappen derjenigen Adelshäuser angebracht, welche sich um die Ausbreitung der Reformation verdient gemacht hatten. Im Ostchor befinden sich die Wappen der protestantischen Königshäuser Europas, gefolgt vom deutschen Hochadel. Der Humanist, Dichter und Kirchenkritiker Ulrich von Hutten (1488–1523), dessen Wappen an der Orgelempore angebracht ist, gehört zu den bekanntesten protestantischen Reichsrittern.
Kurfürst Rudolf II. von Sachsen-Wittenberg (um 1307–1370) entstammte dem Geschlecht der Askanier und regierte 1356 bis 1370. Das gotische Reliefbildnis zeigt ihn und seine zweite Gemahlin Elisabeth (gestorben 1373). Durch eine Initiative Melanchthons wurde die aus Sandstein gearbeitete Grabplatte von ihrem ursprünglichen Standort im Franziskanerkloster, das im Zuge der Reformation aufgelöst worden war, in die Schlosskirche versetzt.
Herzogin Elisabeth von Sachsen-Wittenberg (gestorben 1353) war eine Tochter aus erster Ehe des Kurfürsten Rudolf II. Durch eine Initiative Melanchthons wurde die aus Sandstein gearbeitete Grabplatte von ihrem ursprünglichen Standort im Franziskanerkloster, das im Zuge der Reformation aufgelöst worden war, in die Schlosskirche versetzt.
Henning Göde (1450–1521) war ab 1510 Dekan der juristischen Fakultät der Universität Wittenberg und Propst der Schlosskirche. Er stand der Theologie der Reformation kritisch gegenüber. Die Bronzetafel seines Grabmals wurde vom Nürnberger Bildhauer Peter Vischer d. Ä. (um 1455–1529) geschaffen. Da Göde auch Domherr zu Erfurt war, ist im Erfurter Dom ein zweites Exemplar dieser Grabplatte zu sehen.
Vermutlich wurde das aus Kalkstein gearbeitete Standbild „Friedrich der Weisen in ewiger Anbetung“ nach Entwürfen von Lucas Cranach um 1519 durch die Augsburger Bildhauerwerkstatt Adolf Dauchers d. Ä. (um 1460 – um 1525) geschaffen. Es zeigt den Kurfürsten als knienden Ritter in voller Rüstung und stand ursprünglich auf Konsolen an den Wandpfeilern der östlichen Apsis mit Blick auf den Hochaltar. Die Rüstung war vermutlich vergoldet, das Schwert und der Federschmuck des Helms sind verlorengegangen.
Das Bronzeepitaph für den 1525 verstorbenen Kurfürsten Friedrich den Weisen wurde 1527 vom Nürnberger Bildhauer Peter Vischer d. J. (um 1487–1528) im Stile der Frührenaissance geschaffen. Der Kurfürst ruht zusammen mit seinem 1532 verstorbenen Bruder, Kurfürst Johann dem Beständigen, in einer unter dem Chorraum befindlichen Gruft. An die Funktion des Chores als fürstliche Memorialstätte erinnern bis heute auch die beiden Bronzeplatten vor dem Altar und die seitlich aufgestellten Steinfiguren der beiden Kurfürsten.
Vermutlich wurde das aus Kalkstein gearbeitete Standbild „Johann der Beständige in ewiger Anbetung“ nach Entwürfen von Lucas Cranach um 1519 durch die Augsburger Bildhauerwerkstatt Adolf Dauchers d. Ä. (um 1460 – um 1525) geschaffen. Es zeigt den Bruder Friedrich des Weisen und späteren Kurfürsten als knienden Ritter in voller Rüstung und stand ursprünglich auf Konsolen an den Wandpfeilern der östlichen Apsis mit Blick auf den Hochaltar. Die Rüstung war vermutlich vergoldet, das Schwert und der Federschmuck des Helms sind verlorengegangen.
Das Bronzeepitaph für den 1532 verstorbenen Kurfürsten Johann den Beständigen wurde 1534 vom Nürnberger Bildhauer Hans Vischer (1489–1550) im Stile der Frührenaissance geschaffen. Der Kurfürst ruht zusammen mit seinem 1525 verstorbenen Bruder, Kurfürst Friedrich dem Weisen, in einer unter dem Chorraum befindlichen Gruft. An die Funktion des Chores als fürstliche Memorialstätte erinnern bis heute auch die beiden Bronzeplatten vor dem Altar und die seitlich aufgestellten Steinfiguren der beiden Kurfürsten.
Unter der Kanzel befindet sich das Grab des Reformators. Es ist durch eine kleine Bronzetafel aus dem 16. Jahrhundert markiert, die auf einem Standsteinsockel (Tumba) aus dem Jahre 1892 angebracht ist. Die Inschrift lautet übersetzt: „Hier ist der Leib Martin Luthers, des Doktors der heiligen Theologie, begraben. Er starb im Jahre Christi 1546 am 18. Februar in seiner Vaterstadt Eisleben im Alter von 63 Jahren, 2 Monaten, 10 Tagen.“
Das durch Kurfürst Johann Friedrich den Großmütigen beauftragte Bronzeepitaph Martin Luthers wurde 1548 von Heinrich Ziegler d. J. in Erfurt geschaffen. Es zeigt den Reformator in Lebensgröße nach einem Holzschnitt von Lucas Cranach d. Ä. Durch die Wirren des Schmalkaldischen Krieges konnte das fertige Epitaph nicht nach Wittenberg transportiert werden und befindet sich seit 1571 in der Jenaer Stadtkirche. Erst 1892 wurde in der Wittenberger Schlosskirche ein Abguss des Epitaphs aufgestellt, der Luthers Grab vervollständigen sollte.
Unter dem Fußboden der Schlosskirche befindet sich das Grab Melanchthons. Es ist durch eine kleine Bronzetafel aus dem 16. Jahrhundert markiert, die auf einem Standsteinsockel (Tumba) aus dem Jahre 1892 angebracht ist. Die Inschrift lautet übersetzt: „Hier ist der Leib des ehrwürdigen Herrn Philipp Melanchthon begraben. Er starb im Jahre Christi 1560 am 19. April in dieser Stadt im Alter von 63 Jahren, 2 Monaten, 2 Tagen.“
Der Humanist und Dichter Joachim Camerarius (1500–1574) widmete seinem Freund Melanchthon ein akademisches Lobesgedicht in lateinischer Sprache, das sein Leben und Wirken beschreibt und neben seinem Grab auf zwei Bronzewandtafeln zu lesen ist. Es verweist auf die Nutzung der Schlosskirche als Universitätskirche, wo seit der Lutherzeit akademische Würdenträger bestattet wurden.
Für die askanischen Fürsten ließ Kaiser Wilhelm II. im Rahmen der neugotischen Umgestaltung der Schlosskirche 1891 am westlichen Ende unter der Orgelempore ein Ehrengrabmal (Kenotaph) errichten.
Seit 2016 befindet sich in der Schlosskirche eine nach englischem Vorbild hinter dem Chorgestühl aufgebaute Chororgel, die vor allem zu Konzerten und Andachten gespielt wird. Das Instrument wurde ursprünglich 1965 von Alexander Schuke aus Potsdam für den Fürstensaal des Wittenberger Predigerseminars gebaut und ergänzt in der Schlosskirche die romantische Ladegast-Orgel klanglich. Im Zuge ihrer Umsetzung aus dem Predigerseminar erhielt die Schuke-Orgel einen fahrbaren, zweimanualigen Spieltisch und wurde von 16 auf 18 Register erweitert.
Disposition der ChororgelI. Manual C–g3
1. Prinzipal 8′
2. Quintadena 8′ S
3. Rohrflöte 8′ S
4. Prinzipal 4′ S
5. Gemshorn 2′ S
6. Mixtur 4–5-fach S
7. Krummhorn 8′ S
Tremulant
II. Manual C–g3
8. Holzgedackt 8′ S
9. Salicional 8′
10. Blockflöte 4′ S
11. Quinte 2 2/3′
12. Principal 2′ S
13. Terz 1 3/5′ S
14. Cymbel 3-fach S
Tremulant S
Pedal C–f
15. Subbass 16′ S
16. Spitzflöte 8′ S
17. Rohrflötenbass 2′ S
18. Schalmei 4′ S
(19). Prinzipal 8′ (T)
(20). Choralbass 4′ (T)
Koppeln: II/I, I/P, II/P
S = Register von 1965 (Schuke)
T = Transmission bzw. Auszug aus Prinzipal 8′ (I. Manual)
Klangbeispiel der Chororgel
Antonio Vivaldi (1678–1741), I. Satz (Allegro) aus „La Primavera“ (Orgeltranskription von Heinrich E. Grimm), Interpret: Thomas Herzer
Die ursprünglich 39 Register umfassende Orgel der Schlosskirche wurde 1863–1864 durch Friedrich Ladegast (1818–1905), einem der wichtigsten Orgelbauer des 19. Jahrhunderts, erbaut. Die Orgel ist eines von über 125 Instrumenten, die bis zum Ende der 1880er Jahre dessen Weißenfelser Werkstatt verließen. Das Instrument erhielt im Zuge der neugotischen Umgestaltung der Schlosskirche bis 1892 einen neuen Prospekt und wurde im Jahre 1935 durch die Orgelbaufirma Sauer umgebaut. 1994 jedoch wurde der ursprüngliche Zustand im Rahmen einer umfassenden Restaurierung durch die Orgelbaufirma Eule wiederhergestellt und eine klangliche Erweiterung um zusätzliche Register durchgeführt. Die Orgel verfügt somit heutzutage über insgesamt 57 Register auf vier Manualen und Pedal mit insgesamt 3.500 Pfeifen. Große Ladegast-Orgeln sind auch in der Leipziger Nikolaikirche, im Schweriner Dom sowie im Merseburger Dom erhalten.
Disposition der Ladegast-OrgelI Hauptwerk C–f3
1. Principal 16′ L
2. Bordun 16′ L
3. Principal 8′ L
4. Hohlflöte 8′ L
5. Gemshorn 8′ L
6. Rohrflöte 8′ L
7. Octave 4′ L
8. Spitzflöte 4′ L
9. Quinte 2 ⅔ L
10. Octave 2′ L
11. Mixtur IV–V 2′ L
12. Cornett II–IV 2′ L
13. Trompete 8′ (L)
II Oberwerk C–f3
14. Liebl. Gedackt 16′ L
15. Principal 8′ L
16. Salicional 8′ L
17. Flauto trav. 8′ L
18. Gedackt 8′ L
19. Octave 4′ L
20. Fugara 4′ (L)
21. Waldflöte 2′ L
22. Progessio II–IV 2′ L
23. Hautbois 8′ (L)
Tremulant
III Schwellwerk C–f3
24. Viola d’amour 16′
25. Flöten-Principal 8′
26. Gambe 8′
27. Bordun 8′
28. Quintatön 8′
29. Unda maris 8′
30. Salicet 4′
31. Konzertflöte 4′
32. Nasat 2 ⅔′
33. Flautino 2′
34. Terz 1 ⅗′
35. Harmonia aeth. III 2′
36. Mixtur IV–V 1 ⅓′
37. Fagott 16′
38. Trompete 8′
39. Oboe 8′
40. Clarine 4′
Tremulant
IV Echowerk C–f3
41. Viola di Gamba 8′ (L)
42. Fugara 8′ (L)
43. Flaute amabile 8′ (L)
44. Gedackt 8′ L
45. Flauto dolce 4′ L
46. Viola d’amour 4′ L
Pedal C–f1
47. Untersatz 32′ L
48. Principalbass 16′ L
49. Violon 16′ L
50. Subbass 16′ L
51. Octavbass 8′ L
52. Violoncello 8′ L
53. Bassflöte 8′ L
54. Quintbass 5 ⅓′ L
55. Octavbass 4′ L
56. Posaune 16′ (L)
57. Trompete 8′
Koppeln: I/II, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
Spielhilfen: zwei Kollektivtritte
L = Register von Ladegast 1863 bzw. Rekonstruktion (L)
Klangbeispiel der Ladegast-Orgel
Wilhelm Rudnick (1850–1927), I. Satz (Maestoso) aus der Fantasie über „Ein feste Burg ist unser Gott“, Interpretin: Sarah Herzer
Herausgeber: Evangelisches Predigerseminar Wittenberg – Jörg Bielig, Kustos des Schlosskirchenensembles
Konzeption: Prof. Dr. Alexander Grychtolik
Danksagung für fachliche Beratung: Dr. Thomas Lang, Dr. Ruth Slenczka, Thomas Herzer
Visualisierung der Schlosskirche (Zustand 1517): arte4D (Andreas Hummel, Dr.-Ing. Tobias Knobelsdorf)
Fotopanoramen: Peter Eberts
Mediengestaltung und Programmierung: Friedrich Lux, Halle
Englische Übersetzung: Adam Blauhut
Abbildungsnachweise
Kooperationspartner
Gefördert durch
Frederick the Wise (1463–1525), elector of Saxony, commissioned the architect Konrad Pflüger to build the Castle Church in the Late Gothic Saxon style for his new residence in Wittenberg. Worked commenced in 1496 and the house of worship was consecrated as All Saints’ Church in 1503, even before construction was completed.
The elector decorated the Castle Church with 26 altars and a variety of sculptures. Of the altars, 15 were located in the galleries. The altarpieces were created by leading European artists of the day, including Albrecht Dürer, Jacopo de’ Barbari, Hans Burgkmair, and Lucas Cranach the Elder. Many of these artworks were removed during the Reformation and are known only from descriptions.
All Saints’ Church became the sacred center of Frederick’s lands and an important pilgrimage site for the cult of saints that was widespread in the period. With its magnificent interior, the church demonstrated the status of his new residence in Wittenberg.
After the 1760 destruction of the church during the Seven Years’ War, the interior was rebuilt in a Baroque style. The church was damaged once again in 1814 – now during the Wars of Liberation – and afterwards restored to a simpler style. In 1815, it was handed over to the newly founded Protestant seminary, which continues to use it for training purposes today.
On the occasion of 400th anniversary of Luther’s birth in 1883, work began under the supervision of Friedrich Adler (1827–1908) to remodel the church in a neo-Gothic style. The newly created artwork included 52 coats of arms from royal families, 12 window designs, 9 statues, and 22 round reliefs. The extensive iconographic program commemorated important Protestant cities and historical figures and symbolically emphasized the unity of the German Empire. In this way, the Castle Church became a memorial to the Reformation. On October 31, 1892, the redesigned church was consecrated in the presence of Emperor Wilhelm II. In 2017, it was extensively renovated in the lead-up to the 500th anniversary of the posting of Luther’s theses. Afterwards, the State of Saxony-Anhalt transferred ownership to the Evangelical Church of Germany.
The keystones of the Late Gothic reticulated vault, completed in 1506, bear several coats of arms that present Frederick alternatively as elector and arch-marshal of the Holy Roman Empire (short swords), as duke (Saxon crancelin), and as ruler of numerous territories, including the Margraviate of Meissen, the Landgraviate of Thuringia and the County of Altenburg. The vault was destroyed in 1780 by Prussian cannon fire during the Seven Years’ War and was replaced by a plain wooden ceiling.
Frederick the Wise had one of the most important court orchestras in the Holy Roman Empire, and it performed in the musicians’ gallery for church events. In 1503, the orchestra consisted of eight trumpeters, a cornet player, a lutenist, two pipers, and a drummer with an assistant. In addition, there was a large vocal ensemble for sacred music, conducted by famous kapellmeisters such as Adam von Fulda and Adam Rener.
The gallery had two organs, probably designed by the master organ builder Burkhard Dinstlinger, who came from South Tyrol, and his journeyman Blasius Lehmann, a native of Bautzen. It is likely that these organs, which were moved several times due to acoustic problems, had typical wing doors of the period painted with religious themes. From 1505 on, Johann Weinmann (ca. 1477–1542) held the office of Castle Church organist. He had close ties with Luther and became one of the first supporters of the Reformation.
The Castle Church was also used by Wittenberg University, an early center of humanism founded by the elector Frederick the Wise in 1502. It was here that doctoral candidates defended their dissertations, university teachers such as Philipp Melanchthon gave lectures, and academic dignitaries were buried. It is no longer possible to say with any certainty whether the lectures were delivered from a lectern typical of the period or from the pulpit.
Members of Wittenberg University used the main entrance to the Castle Church to post information. Martin Luther, a theology professor at the university, is said to have nailed his 95 theses to the door on October 31, 1517 – the eve of All Saints’ Day, the festival after which the church was named.
Luther selected an ideal time to post his thesis because large crowds of pilgrims always appeared at the church on All Saints’ Day in order to seek indulgence and make offerings. In his theses, Luther sharply criticized such practices.
The posting of the 95 theses, as well as their dissemination to church dignitaries, launched the Reformation. Luther had written them in Latin in order to spark an academic debate.
Opposite the main entrance stood the stone Column of the Virgin Mary, whose foundations were rediscovered during reconstruction work in the late 19th century. Presented above it was the “Angelic Salutation” – the scene from the Gospel of Luke in which the Archangel Gabriel tells the Virgin Mary that she will give birth to the Son of God. The group of figures in this scene is usually surrounded by a rosary, a symbol of Mary’s virginity. During the Reformation, the Column of the Virgin was removed from the Castle Church.
The illustrated panels of the Ober Sankt-Veiter Altar, which can be seen today in the Cathedral Museum in Vienna, are based on designs by Albrecht Dürer and were painted by his workshop assistant Hans Schäuflin. There is evidence that the altar was created for the Wittenberg Castle Church and once stood in front of its chancel screen.
According to written documents, the eastern choir of the Castle Church originally contained a cabinet in which valuable relics were stored. On special church occasions, the cabinet was opened for the pilgrims who were led through the church. This type of cabinet can be viewed today in the Halberstadt Cathedral Treasury. When a princely burial chamber was built in the eastern choir around 1520, the cabinet was removed and replaced by an alter with an altarpiece by Lucas Cranach the Elder. Its theme was the Trinity.
The elector Frederick the Wise owned an extensive relic collection – the third largest of the period and the largest north of the Alps. It was said to contain fragments of Christ’s cross, straw from the manger in Bethlehem, and the bones of numerous saints. These relics attracted large numbers of pilgrims who were afraid of purgatory and took the precaution of purchasing indulgences. The money was used to run the holy site, where up to 10,000 masses were read each year, often at night.
At every major festival, under the supervision of the canons and altar servers, the reliquaries (precious containers for relics) were placed on the corresponding altars and shown to the visitors who were led through the church. At first once and then twice a year, the relics were presented to thousands of pilgrims both inside and outside the building. Twelve pathways were set up through the church for this purpose, and a wooden scaffold was built with a gallery, probably on one of the access bridges over the castle moat abutting the grounds to the north. Here, the canons, as the church’s most important clergy, presented the reliquaries in a ceremony lasting several hours.
Shortly after being appointed court painter in 1506, Lucas Cranach the Elder made an altarpiece for the Altar of the Virgin Mary in the small western choir of the Castle Church. The side panels show the prince and his brother with their patron saints. Today the altarpiece can be viewed in the Georgium in Dessau.
In 1503, the Altar of All Souls was donated to the Castle Church by the Wittenberg Brotherhood of Masons and Bricklayers. It was probably located on the back of the only free-standing vaulting pillar in the building. It was made by the Wittenberg painter Steffan Schmeltzer and most likely portrayed the brotherhood’s patrons: Saint Anne with her daughter Mary and the infant Jesus, as well as the four patron saints of masons and bricklayers. Like much of the original interior, the altar has been lost.
Frederick the Wise decorated the Castle Church with numerous sculptures, most of which were created by artists from southern Germany. These works included the Triumphal Cross, which is attributed to the Würzburg sculptor Tilmann Riemschneider and was destroyed by fire during the Seven Years’ War. Standing next to the cross were stone figures of St. John and the mourning Virgin by Hans Byldenhawer. These were removed during the Reformation.
The elector Frederick the Wise attended daily mass in his own box, the Prince’s Pew, which was accessible from his private chambers.
Although the elector had reservations about Martin Luther’s theological reforms, he protected and supported the reformer. He benefited politically from the weakening of both the secular power of the Renaissance popes and the central power of the emperor – which went hand in hand with the strengthening of the territorial rulers’ power. It is said that Frederick took Protestant Communion shortly before his death, which is seen as his late conversion to the Protestant faith. He was buried in front of the high altar in the Castle Church.
The altar is made from French sandstone and consists of three tabernacle towers decorated with neo-Gothic tracery. It was modeled on the tomb of St. Sebaldus in Nuremberg, designed by Peter Vischer the Elder (c. 1455–1529). The figure of Jesus in the center, made by the Berlin sculptor Gerhard Janensch (1860–1933), is flanked by the apostles Peter (left) and Paul (right), created by Carl Dorn (1831–1919). The eight small apostles on the arched pillars are the work of Richard Grüttner (1854–1919).
The Prince’s Pew was fashioned from oak under the direction of the Wittenberg sculptor Wilhelm Lober. It is based on designs by the architect Friedrich Adler and modeled on Gothic choir pews. It was given to the church in 1892 by the German princes of Protestant faith and the three free cities of Lübeck, Hamburg, and Bremen, whose coats of arms are displayed on the rear wall above the seats. Like the Emperor’s Pew, the Prince’s Pew was created especially for the reconsecration of the church.
Like the Prince’s Pew, the Emperor’s Pew was built especially for the reconsecration of the church. Emperor Wilhelm II sat in it on this occasion representing the “Protestant Empire.” Its position to the left of the altar symbolized the close relationship between Church and State in the German Empire. The pew bears the imperial emblems: the eagle, standards, and a coat of arms.
The pulpit was fashioned from oak under the direction of the Wittenberg sculptor Wilhelm Lober. It is based on designs by the architect Friedrich Adler and modeled on the Gothic choir pews in the Late Gothic St. Anne’s Church in Annaberg (Erzgebirge). Unlike these pews, though, its panels show not saints, but the four evangelists with their symbols. Displayed below them are the coats of arms of the four most important Lutheran cities: Eisleben, Erfurt, Wittenberg, and Worms.
In 1760, the original wooden door on which Luther is said to have nailed his 95 theses in 1517 was destroyed by fire. However, the stone jamb, inscribed with the year 1499, survived. In 1858, the so-called Theses Door was presented to Wittenberg by the Prussian King Friedrich Wilhelm IV to commemorate the posting of the theses. It is made of bronze and shows the text of Luther’s 95 propositions. The designs are the work of the Prussian state conservator Ferdinand von Quast (1807–1877).
The neo-Gothic baptismal font was a gift of King Friedrich Wilhelm III of Prussia. After all, from 1826 on, the Castle Church was also used by the Prussian military community in Wittenberg. The design is attributed to the Prussian architect Karl Friedrich Schinkel (1781–1841). The font is made of cast iron, and its six side panels show angels leading children to Jesus in reference to the act of baptism. The female figures on the base hold a chalice, a child, and an anchor, symbolizing the biblical virtues of love, faith, and hope described in the First Epistle to the Corinthians.
In 1983, the artist Renate Brömme (1936–2020), a native of Halle, created the two glass windows of the European Reformers. With this gift, which marked the 500th anniversary of Martin Luther’s birth, the Union of Protestant Churches in East Germany wanted to illustrate the international dimension of Protestantism in the Castle Church in Wittenberg. The stained-glass windows depict 16th-century figures who helped spread the Reformation in Europe, including Thomas Cranmar (England), John Knox (Scotland), Gaspard de Coligny (France), and Matthias Devai (Hungary).
The choir windows were designed by the painters Willy Döring and Moritz Ehrlich based on copperplate engravings from Albrecht Dürer’s The Small Passion. They revolve around the biblical stories of the important Christian festivals of Christmas, Good Friday, Easter, and Pentecost. The middle “Crucifixion” window contains the words “By faith alone” from Paul’s epistle to the Romans and thus alludes to the basic idea behind Martin Luther’s theology: that humans are granted forgiveness, life, and salvation solely through their belief in the redemptive power of Christ’s death on the cross.
In 1891 the windows at the northern and southern side of the Castle Church got glass paintings which show emblems of the cities which joined Luther´s refomration call to Reformation. The Central German Window is located directly above the Theses Door and shows the coats of arms of the cities in the former Prussian province of Saxony:
left | center | right |
Wittenberg Torgau Halle Zeitz Salzwedel Halberstadt |
Eisleben Erfurt Merseburg Naumburg Nordhausen Quedlinburg |
Mansfeld Magdeburg Weißenfels Stendal Mühlhausen Lützen |
Justus Jonas (1493–1555) was an important companion of Martin Luther and provost of the Castle Church. He translated many of Luther’s texts into Latin and, together with Johannes Bugenhagen, formulated the first Protestant liturgy.
The theologian Johannes Bugenhagen (1448–1558) was an important companion of Martin Luther. He is considered the founder of the Lutheran Church in northern Germany and Denmark and long served as city pastor and university professor in Wittenberg.
From 1514 on, the theologian and historian Georg Spalatin (1484–1545) was court chaplain and close confidant of the elector Frederick the Wise. In this capacity, he served as a go-between between the elector and Martin Luther and supported the reformer.
Johann von Staupitz (1465–1524) was Vicar General of the Augustinian friars and first met the young Martin Luther in 1506 at the Monastery of St. Augustine in Erfurt during a visition tour. He became his close confidant and he served from 1502 to 1512 as professor and dean of the Theology Department at Wittenberg University.
Johannes Calvin (1509–1564) was an influential French theologian during the Reformation. Because of religious persecution he fled to Switzerland, where he founded the Calvinist movement named after him.
Jan Hus (c. 1372–1415) was a theologian and reformer from Bohemia. After refusing to recant his Reformist teachings at the Council of Constance (1414–1418), he was burned at the stake as a heretic. His ideas lived on in the Hussite movement named after him.
When the Castle Church was redesigned in a neo-Gothic style, the coats of arms of the noble families who had helped spread the Reformation were mounted on the gallery panels. Those belonging to the noble Protestant families of Europe are located in the eastern choir, and further to the west one finds the emblems of the German high nobility. The humanist, poet, and church critic Ulrich von Hutten (1488–1523), whose coat of arms can be seen on the organ gallery, is one of the most famous Protestant Imperial Knights of the Holy Roman Empire.
Elector Rudolf II of Saxony-Wittenberg (c. 1307–1370) was descended from the House of Ascania and ruled from 1356 to 1370. This Gothic relief portrait shows him with his second wife Elisabeth (d. 1373). At Melanchthon’s initiative, the sandstone slab was moved to the Castle Church from its original location in the Franciscan monastery, which was dissolved during the Reformation.
Duchess Elisabeth of Saxony-Wittenberg (d. 1353) was the daughter of the elector Rudolf II from his first marriage. At Melanchthon’s initiative, the sandstone slab was moved to the Castle Church from its original location in the Franciscan monastery, which was dissolved during the Reformation.
From 1510 on, Henning Göde (1450–1521) served as dean of the Law School at Wittenberg University and provost of the Castle Church. He viewed Reformation theology critically. The bronze slab was made by the Nuremberg sculptor Peter Vischer the Elder (c. 1455–1529). Göde was also a canon in Erfurt, and a copy of this tomb slab can be seen in Erfurt Cathedral.
The limestone statue Frederick the Wise in Eternal Prayer was probably made around 1519 by the Augsburg sculpture studio of Adolf Daucher the Elder (ca. 1460–ca. 1525). It is based on designs by Lucas Cranach. It depicts the elector as a kneeling knight in full armor and originally stood on corbels on the pilasters of the eastern apse facing the high altar. The armor was probably gilded, and the sword and feather decoration on the helmet have been lost.
The bronze epitaph for the elector Frederick the Wise, who died in 1525, was made in an Early Renaissance style in 1527 by the Nuremberg sculptor Peter Vischer the Younger (ca. 1487–1528). The elector was buried in a crypt under the choir together with his brother, the elector Johann the Constant, who died in 1532. Today, the two bronze plaques in front of the altar, as well as the stone figures of the two electors on their sides, recall the choir’s function as princely memorial.
The limestone statue Johann the Constant in Eternal Prayer was probably created around 1519 by the Augsburg sculpture studio of Adolf Daucher the Elder (ca. 1460–ca. 1525). It is based on designs by Lucas Cranach and shows the brother of Frederick the Wise and later elector as a kneeling knight in full armor. The statue originally stood on corbels on the pilasters of the eastern apse facing the high altar. The armor was probably gilded, and the sword and feather decoration on the helmet have been lost.
The bronze epitaph for the elector Johann the Constant, who died in 1532, was made in an Early Renaissance style in 1534 by the Nuremberg sculptor Hans Vischer (1489–1550). Johann is buried in a crypt under the choir together with his brother, the elector Frederick the Wise, who died in 1525. Today, the two bronze plaques in front of the altar, as well as the stone figures of the two electors on their sides, recall the choir’s function as princely memorial.
The reformer’s tomb is located under the pulpit. It is marked by a small 16th-century bronze plaque set on a sandstone plinth (tumba) from 1892. Translated, the inscriptions reads: “Here lies buried the body of Martin Luther, Doctor of Sacred Theology. He died on February 18 in the year of our Lord 1546 in his native city of Eisleben at the age of 63 years, 2 months, and 10 days.”
The bronze epitaph for Martin Luther was commissioned by the elector Johann Friedrich the Magnanimous and made by Heinrich Ziegler the Younger in Erfurt in 1548. It shows a life-size relief of the reformer based on a woodcut by Lucas Cranach the Elder. Due to the turmoil of the Schmalkaldic War, the finished slab could not be transported to Wittenberg and in 1571 was taken to the Jena City Church. In 1892, a cast was installed in the Wittenberg Castle Church to complete Luther’s grave.
Melanchthon’s tomb is located under the floor of the Castle Church. It is marked by a small 16th-century bronze plaque set on a stone plinth (tumba) from 1892. Translated, the inscription reads: “Here lies buried the body of the venerable Philipp Melanchthon. He died in this city on April 19 in the year of our Lord 1560 at the age of 63 years, 2 months, and 2 days.”
The humanist and poet Joachim Camerarius (1500–1574) wrote a Latin ode to his friend Philipp Melanchthon. It describes Melanchthon’s life and work and appears on two bronze wall plaques next to his grave. It also refers to the use of the Castle Church as a university church in which academic dignitaries were buried from the age of Luther onward.
When the Castle Church was reconstructed in a neo-Gothic style in 1891, Emperor Wilhelm II ordered an honorary tomb (cenotaph) to be erected under the organ gallery in the west for the Ascanian princes.
Since 2016, the Castle Church has been home to an organ built in the English style. It is located behind the choir pews and is used mainly for concerts and devotions. It was built in 1965 by the Alexander Schuke company in Potsdam, originally for the Hall of Princes in the Wittenberg Preachers’ Seminary. When it was moved from there to the church, it was expanded to include a two-manual console, and two stops were added to the existing sixteen. In terms of sound, it complements the second organ in the Castle Church, the Romantic Ladegast organ.
Stop list of the Choir organManual 1, C–g3
1. Prinzipal 8′
2. Quintadena 8′ S
3. Chimney flute 8′ S
4. Prinzipal 4′ S
5. Gemshorn 2′ S
6. Mixtur 4–5-fach S
7. Krummhorn 8′ S
Tremulant
Manual 2, C–g3
8. Holzgedackt 8′ S
9. Salicional 8′
10. Block flute 4′ S
11. Quinte 2 2/3′
12. Principal 2′ S
13. Seventeenth 1 ⅗′ S
14. Cymbal 3-fach S
Tremulant S
Pedal C–f
15. Major bass 16′ S
16. Spire flute 8′ S
17. Rohrflötenbass 2′ S
18. Shawm 4′ S
(19). Prinzipal 8′ (T)
(20). Choralbass 4′ (T)
Couplers: II/I, I/P, II/P
S = stop from von 1965 (Schuke)
T = from Prinzipal 8′ (manual 1)
Example of music played on the choir organ
Antonio Vivaldi (1678–1741), first movement (Allegro) of La Primavera, organ transcription by Heinrich E. Grimm, performed by Thomas Herzer
The Ladegast organ in the Castle Church originally had 39 stops and was constructed in 1863/64 by Friedrich Ladegast (1818–1905), one of the most important organ builders of the 19th century. It is one of more than 125 instruments that left his Weißenfels workshop by the late 1880s. During the remodeling of the church between 1883 and 1892, the instrument received a new facade. In 1935, it was rebuilt by the Sauer organ building company, and in 1994, as part of a major renovation by the Eule company, it was restored to its original state, with stops added to expand its range. Today, the organ has more than 3,500 pipes and a total of 57 stops on four manuals and pedal. Large Ladegast organs have also survived in St. Nicholas’ Church in Leipzig, Schwerin Cathedral, and Merseburg Cathedral.
Stop list of the Ladegast organI Great division C–f3
1. Principal 16′ L
2. Bourdon 16′ L
3. Principal 8′ L
4. Hol-flute 8′ L
5. Gemshorn 8′ L
6. Chimney flute 8′ L
7. Octave 4′ L
8. Sire flute 4′ L
9. Quinte 2 ⅔ L
10. Octave 2′ L
11. Mixture IV–V 2′ L
12. Cornet II–IV 2′ L
13. Trumpet 8′ (L)
II Upper division C–f3
14. Liebl. Gedackt 16′ L
15. Principal 8′ L
16. Salicional 8′ L
17. Orchestral flute 8′ L
18. Gedackt 8′ L
19. Octave 4′ L
20. Horn gamba 4′ (L)
21. Wald flute 2′ L
22. Progessio II–IV 2′ L
23. Hautboy 8′ (L)
Tremulant
III Swell organ C–f3
24. Viola d’amour 16′
25. Flöten-Principal 8′
26. Gambe 8′
27. Bourdon 8′
28. Quintaton 8′
29. Unda maris 8′
30. Salicet 4′
31. Concert flute 4′
32. Nasard ⅔′
33. Flautino 2′
34. Seventeenth 1 ⅗′
35. Harmonia aeth. III 2′
36. Mixtur IV–V 1 ⅓′
37. Bassoon 16′
38. Trumpet 8′
39. Hautboy 8′
40. Clarine 4′
Tremulant
IV Echo organ C–f3
41. Viola di Gamba 8′ (L)
42. Fugara 8′ (L)
43. Flaute amabile 8′ (L)
44. Gedackt 8′ L
45. Flauto dolce 4′ L
46. Viola d’amour 4′ L
Pedal C–f1
47. Major bass 32′ L
48. Principalbass 16′ L
49. Violon 16′ L
50. Sub bass 16′ L
51. Octavbass 8′ L
52. Violoncello 8′ L
53. Bass flute 8′ L
54. Quint bass 5 ⅓′ L
55. Octavbass 4′ L
56. Trombone 16′ (L)
57. Trumpet 8′
Couplers: I/II, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
Accessories: two composition pedals
L = Stops from the 1863 Ladegast or reconstruction (L)
Example of music played on the Ladegast organ
Wilhelm Rudnick (1850–1927), first movement (Maestoso) of the fantasy “A Mighty Fortress is Our God,” performed by Sarah Herzer
Publisher: Evangelisches Predigerseminar Wittenberg – Jörg Bielig, Administration Manager of the Castle Church Ensemble
Concept: Prof. Dr. Alexander Grychtolik
Consulting: Dr. Thomas Lang, Dr. Ruth Slenczka, Thomas Herzer
Visualization of the Castle Church (condition in 1517): arte4D (Andreas Hummel, Dr.-Ing. Tobias Knobelsdorf)
Photo panoramas: Peter Eberts
Media design and programming: Friedrich Lux, Halle
English translation: Adam Blauhut
Image credits:
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